Neben all den neuen Herausforderungen, denen sich Unternehmer in der aktuellen Situation stellen müssen, gibt es einen wichtigen Bereich, der die Eltern unter Ihnen betrifft. Nämlich die Frage, wie organisiere ich neben all dem Rest meine Familie bestmöglich? Hier kann kein Effizienz-Kriterium herangezogen werden, hier geht es um Werte.

Dazu hatte ich meine Leser aufgerufen, Ihre Erfahrungen und Tipps zu schicken. Danken möchte ich Daniela Doerinckel und Mareike Knue, die ihre wertvollen Erfahrungen so bereitwillig geteilt haben. Diese habe ich in 10 Tipps zusammengefasst. Bevor ich sie Ihnen präsentiere, möchte ich die beiden Unternehmerinnen kurz vorstellen.

Mareike Knue

Das Textbüro Zeilensprung wurde 2010 von Mareike Knue in Rheine gegründet – im Home Office. Es bietet Konzeption, Werbetext, Online-Redaktion und Schulungen an. Die Inhaberin ist Germanistin und Historikerin, ausgebildete Werbetexterin, Online-Redakteurin (IHK), Bloggerin, Dozentin und Netzwerk-Gründerin. Im Juni 2017 wurde das Textbüro Zeilensprung ausgezeichnet mit dem Unternehmerinnenbrief NRW. Heute besteht es aus einem zweiköpfigen Team. Seit der Gründung vor zehn Jahren hat sich viel getan – eins ist geblieben: das Home Office. Mareike Knue und ihr Mann haben zwei Kinder und arbeiten beide in Vollzeit. Mittlerweile ist die Familie Home Office-Profi.

Mehr Informationen unter:  www.zeilensprung.info

Daniela Doerinckel

Daniela Doerinckel ist gemeinsam mit ihrem Kollegen Andreas Benölken Agenturinhaberin vom Extrodesign Werbekontor. Eine kleine, aber sehr feine Marketingagentur mit ihrem Sitz in Steinfurt. Vom klassischen Marketing bis zu digitalen Strategien umfassen die Leistungen ein breites Spektrum. Übrigens gibt es für Start-ups Sonderkonditionen und in der derzeitigen Situation gilt für alle: Wer Hilfe aus dem Werbekontor gebrauchen kann, melde sich bitte, wir finden eine Lösung. Miteinander und Füreinander.

Mehr Informationen unter: www.extrodesign.de

10 Tipps wie sich Unternehmereltern im Homeoffice organisieren

Nun zu den 10 Tipps, von denen Sie vielleicht selber bereits das ein oder andere umgesetzt haben, aber möglicherweise gibt es doch noch neue Impulse.

1. Struktur

Dieser Punkt ist für alle im Homeoffice wichtig. Denn klare Strukturen schaffen Orientierung und Sicherheit. Das gilt es sowohl für Sie als auch für die Kinder. Schaffen Sie einen geregelten Schulalltag auch im Homeschooling. Idealer Weise bleibt alles nahe am normalen Alltag: Aufstehen und Frühstücken zur gewohnten Zeit. Anschließend geht es ans Lernen nach Plan, während Sie selber an die Arbeit gehen und danach ist für die Kinder Freizeit angesagt.

Größere Kinder können sich dabei sogar einen eigenen Stundenplan erstellen. Für die Kleineren übernehmen Sie das.

2. Akzeptanz

Diesen Punkt fand ich mit am wichtigsten, denn bei der Akzeptanz geht es um unsere innere Haltung. Akzeptanz ist auch ein bedeutender Resilienzfaktor und nicht ohne Grund taucht er hier auf. Denn es geht so viel Energie verloren, wenn wir uns über Dinge ärgern, die wir nicht verändern können und Energie haben wir momentan wahrlich nicht zu verschenken.

Es geht in dieser Situation darum, zu akzeptieren, dass Sie keine Lehrkräfte sind und, dass Sie Ihren Anspruch der Situation entsprechend anpassen. Sie tun alle Ihr Bestes!

Außerdem geht es darum, zu akzeptieren, dass es notwendig ist, Ihre Arbeit an den Rhythmus der Kinder anzupassen.

3. Timesharing

Hier geht es um klare Arbeitszeitverteilung zwischen den Eltern. Beispiel: Der eine Elternteil arbeitet von 9 bis 16 Uhr außer Haus und der andere betreut die Kinder. Dann hat der erste von 6 bis 9 und von 17 bis 21 Uhr kinderfrei für sein oder ihr Homeoffice.

Egal, wie die Situation sich darstellt, ob also nur einer oder beide im Homeoffice arbeiten, es ist wichtig und beugt Streit vor, auch hier klare Strukturen zu schaffen und sich gut abzustimmen.

Idealerweise wird das Homeoffice in einem separaten Raum einrichtet und es gilt dann die Regel, dass derjenige Elternteil während der abgestimmten Arbeitszeiten ungestört bleibt.

4. Regeln

Ein Punkt, der schon unter normalen Umständen zu Konflikten führt, sind uneinheitliche Regeln. Das gilt hier ebenfalls. Stimmen Sie sich als Eltern ab, was die Kinder während der Homeoffice-Zeit dürfen und was nicht. Als Beispiel seien hier Fernseh- oder PC-Zeiten genannt.

Es ist extrem hilfreich für alle, wenn ein klarer Tagesablauf eingehalten wird, auch und gerade dann, wenn die Arbeitszeiten der Eltern schichtbedingt variieren.

Sollte Timesharing nicht möglich sein und es muss während der Aufpasszeit gearbeitet werden, sind ebenfalls -je nach Alter- klare Regeln mit den Kindern zu vereinbaren. Nützlich sind hier sichtbare Signale. Zum Beispiel: Wenn Papas Tür offen ist, darfst Du reinkommen. Wenn die Tür zu ist, bleibst Du draußen, außer es ist ein Notfall. Ganz wichtig: definieren Sie, was ein Notfall ist!

Gibt es keinen separaten Raum für das Homeoffice, vereinbaren Sie ebenfalls Regeln. Zum Beispiel: Wenn Mama telefoniert, warte ich, bis sie fertig ist.

Hilfreich können auch feste Timeslots sein.

5. Aus der Not eine Tugend machen

Kinder brauchen Bewegung und die tut Ihnen auch gut. Vielleicht treiben Sie einfach gemeinsam mit den Kindern Sport. Das ist selbstverständlich draußen am besten: joggen, Fahrrad oder Inliner fahren, Trampolin oder Seil springen. Vielleicht hat auch noch jemand ein Gummitwist?

Drinnen können Sie digitale Angebote nutzen: z.B. „Alba Berlin“ oder einfach die alte Fitness-DVD rauskramen -das hilft auch selbst den inneren Schweinehund zu überwinden.

6. Gemeinsam Wege finden

Damit alles nicht zu reglementiert wird, können Sie die Kinder bitten, eine to-do-Liste mit den Dingen zu erstellen, die sie gerne machen würden und die derzeit möglich sind. Erstellen Sie parpallel auch selber eine to-do-Liste, mit den Dingen, die Sie gerne in dieser Zeit angehen würden.

Fügen Sie dann alles in einer gemeinsamen Liste zusammen, die Sie dann auch gemeinsam „abarbeiten“. So kann sich ein toller Wechsel zwischen Vergnügen und Pflichten ergeben.
 
 

7. Aufgaben teilen

Dieser Punkt schließt sich an die oben dargestellten Punkte „Struktur“ und „Regeln“ an.

Sammeln Sie Aufgaben, die die Kinder in der Arbeitszeit der Eltern erledigen können. Das können je nach Alter kleinere Hausarbeiten sein (Spülmaschine ausräumen, Kinderzimmer aufräumen, Wäsche aufhängen, Terrasse fegen, Blumen gießen, Gemüse schnippeln, Hund ausführen etc.). Daneben können Sie außerdem Spiel-, Bastel-, Mal- und Rätselspaß vorbereiten und bereitstellen, so dass die Kinder eigenständig auswählen können. Wichtig: schränken Sie die Auswahl ein, sonst kommt es zur Qual der Wahl.

Erläutern Sie dazu, dass durch das Teilen der aufgaben später mehr gemeinsame Zeit bleibt und, dass besondere Situationen eben besondere Maßnahmen erfordern, auch von den Kindern.

8. Nutzen Sie Fernbetreuung

Je nach Alter ist es durchaus möglich, die Kinder auch „fernbetreuen“ zu lassen. Sie können mit Oma videochatten, mit Opa telefonieren oder erlauben Sie verlängerte WhatsApp-Zeiten mit den Freunden.

Bei größeren Kindern können Sie mit anderen Eltern auch Online-Arbeitsgruppen initiieren. Vielleicht können die Kinder sich sogar selber organisieren.
 
 

9. Kind sein

Bei allem ist es wichtig, die Kinder austoben zu lassen. Das tut gut, gibt Energie, macht gute Laune und beugt Quengeln vor.

Falls es keinen Garten gibt und die Straße vor dem Haus zu gefährlich ist, führen Sie z.B. Kollegentelefonate, während Sie mit dem Kind spazieren gehen oder es draußen Rad fährt oder skatet.

Falls Sie auf die Wohnung angewiesen sind, können Sie einfach eine Matratze auf den Boden legen zum Turnen. Eine mobile Turnstange lässt sich einfach im Türrahmen befestigen oder schaffen Sie ein Minitrampolin an. Das können Sie übrigens auch wunderbar selber nutzen.

 

10. Feiern nicht vergessen

Am Ende ist es ganz wichtig, dass man auch das Feiern nicht vergisst. Feiern Sie z.B. jeden Abend, dass Sie gemeinsam wieder einen Tag geschafft haben.

Hier können Sie auch eine kleine Resilienz-Übung einbauen und jeder berichtet, die drei Dinge, die er oder sie an diesem Tag schön fand. Selbstverständlich auch die Eltern!

Und noch ein Tipp: vereinbaren Sie eine gemeinsame Übergabezeit, in der Sie als Eltern, ohne die Kinder, über den Tag sprechen. Was war bisher mit den Kindern, wie geht es Ihnen jeweils, gibt es Anpassungswünsche usw. Gemütlich bei einem Getränk und Nerven-Nahrung.

Und zum Schluss an alle Arbeitnehmenden:

Wenn es momentan im Homeoffice nicht so geregelt läuft, wie im Büro -und das wäre ein Wunder, stimmen Sie die Arbeitszeiten mit dem Arbeitgeber ab. Ich nehme viele positive Beispiele und viel gegenseitige Rücksicht wahr. Voraussetzung ist eine offene Kommunikation. Sprechen Sie darüber, welche Herausforderungen Sie zu meistern haben und zu welchen Zeiten, es möglich wäre, zu arbeiten.