Wann haben Sie das letzte Mal einen Schmetterling gesehen? Haben Sie ihm länger hinterhergeschaut wie er auf und ab geflogen ist und sich über den Anblick gefreut? Oder haben Sie ihn nur kurz wahrgenommen und hatten es eilig, mit ihrer Beschäftigung in dem Moment fortzufahren? Letzteres wäre schade, denn der achtsame Moment des Schmetterling-Beobachtens hätte eine positive Wirkung auf Ihr persönliches Stresserleben und Ihre Leistungsfähigkeit gehabt.

Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung der Achtsamkeit. Dies ist sicher ein Grund, warum auch die Medien immer häufiger darüber berichten und die Ratgeber-Lektüren dieses Thema umfassend aufgenommen haben. Doch ist es wie so häufig: Alle kennen den Begriff oder haben ihn zumindest schon gehört, doch können Sie auch erklären, was genau Achtsamkeit ist und wie Sie sie für sich selbst entwickeln können? Nach meinem Blogbeitrag bestimmt!

 

Was ist Achtsamkeit eigentlich?

Der Ursprung der Achtsamkeit liegt im Buddhismus, aber Sie brauchen kein Buddhist zu sein, um in den Genuss der vielfältigen positiven Effekte der Achtsamkeit zu gelangen. Praktizieren Sie sie einfach – und zwar regelmäßig. Es geht bei der Achtsamkeit darum, die Dinge so wahrzunehmen, wie sie sind, ohne sie zu bewerten.

Wir neigen dazu, fast unmittelbar, wenn uns etwas begegnet dieses Etwas, sei es eine Bemerkung, ein anderer Mensch, ein Ereignis oder auch nur das Wetter, zu bewerten und es entweder in die Kategorie „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen. Aus dieser Bewertung ergeben sich Muster und diese werden zu Gewohnheiten. Die Übung der Achtsamkeit durchbricht diesen Automatismus und gibt uns die Freiheit, die Dinge (wieder) einfach so anzunehmen, wie sie sind.

Es geht darum, im Hier und Jetzt zu sein, innezuhalten und jeden Moment bewusst wahrzunehmen. Ohne den einzelnen Moment zu bewerten oder mit den Gedanken schon die Einkaufs- oder To-do-Liste für später zusammenzustellen, ohne uns über einen Konflikt zu ärgern, aber auch ohne im ständigen Tun oder Kämpfen verhaftet zu sein. Achtsamkeit bedeutet also die bewusste Lenkung unserer Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment.

Es geht darum, mehr zu sein und weniger zu tun!

Als Kind ist dieser Seienszustand ein ganz natürliches Phänomen. Kinder beobachten fasziniert einen Schmetterling und verlieren sich darin. Es gibt nichts, was sie dabei tun oder erreichen müssen. Es gibt kein Zeitgefühl und kein schlechtes Gewissen, Zeit damit zu „verschwenden“ einfach nur dem bunten, flatternden Schmetterling nachzuschauen. Wie schade, dass uns dieses Selbstverständnis auf dem Weg zum Erwachsensein irgendwann abhanden gekommen ist.

Die Folge des ständigen Beschäftigtseins und unserer eingefahrenen Denkmuster ist, dass wir dazu neigen, gegen das Leben zu kämpfen, wenn es schwierig ist und gleichzeitig verpassen wir es zu genießen, wenn es schön ist.

Achtsamkeit kann uns dabei unterstützen, wieder mehr in uns zu ruhen und mit uns in Verbindung zu kommen.

Wie können wir Achtsamkeit entwickeln?

Es gibt schier unendliche Möglichkeiten, Achtsamkeit zu trainieren. Jede Form basiert darauf innezuhalten, bei sich zu sein und ganz bewusst wahrzunehmen, was im aktuellen Augenblick da ist. Das hört sich zunächst einfach an. Das ist es auch, jedoch nicht unbedingt leicht. Denn wir sind es in unserer schnelllebigen, geschäftigen Welt kaum mehr gewöhnt, einfach mal nichts zu tun.

Ich möchte Dir im Folgenden zwei Formen vorstellen, die Du selbst ausprobieren kannst:

1. Achtsamkeit bei jeder gewöhnlichen Tätigkeit üben, die wir in unserem Alltag ausüben:

  • Achtsam essen – nehme ganz bewusst den Geruch, Geschmack und die Beschaffenheit der Speise wahr, die Du in dem Moment zu Dir nimmst.
  • Achtsam spazieren gehen – zu Fuß, beim Fahrradfahren oder Joggen kannst Du ganz bewusst alles wahrnehmen, was Du siehst.
  • Achtsam Yoga praktizieren – sei mit Deinem Bewusstsein voll und ganz bei jeder Position und in Deinem Körper.
  • Achtsam Zähne putzen – spüre die einzelnen Borsten der Zahnbürste auf Deinen Zähnen.
  • Achtsam Auto fahren – denke nicht darüber nach, was Du am Zielort alles erledigen wirst, sondern nimm nur den Moment des Fahrens wahr.

Positive Effekte durch gelebte Achtsamkeit:

  • sinkender Blutdruck
  • stärkeres Immunsystem
  • besserer Schlaf
  • mehr Ruhe und Entspannung
  • reduzierte Stresshormone im Körper
  • mehr Energie und Lebensfreude
  • langsamerer Abbau der Gehirnaktivität im Alter
  • regulierter Appetit
  • erhöhte Aufmerksamkeit
  • verbessertes mentales Wohlbefinden

All dies kannst Du für Dich ausprobieren. Beobachte dabei, wie lange Du mit Deiner Aufmerksamkeit bei dem bleibst, was Du gerade tust, ohne, dass Deine Gedanken abschweifen. Dass Deine Gedanken abschweifen, ist völlig normal. Es geht darum, das Bewusstsein dafür zu trainieren, wo Deine Aufmerksamkeit im jeweiligen Augenblick ist. Und vielleicht stellst Du mit der Zeit fest, dass Deine Gedanken immer später abschweifen und Du länger im Moment sein kannst. Ganz achtsam.

Lernen Sie jetzt 5 einfache Wege kennen,

wie Sie sich mehr Zeit verschaffen.

2. Ganz bewusst eine kleine Auszeit nehmen und meditieren. Dabei kann die Aufmerksamkeit auf Verschiedenes gerichtet werden:

  • Beobachte Deinen Atem.
  • Durchwandere Deinen Körper in Gedanken von den Fußsohlen bis zu den Haarspitzen.
  • Gehe früh morgens über den taunassen Rasen und nimm das Gras unter Deinen Füßen wahr.
  • Zähle in Gedanken oder schriftlich alles auf, wofür Du in Deinem Leben dankbar bist.
  • Lächel bewusst vor Dich hin.
  • Höre Musik – nicht im Hintergrund, sondern ganz bewusst.
  • Beobachte das Flackern einer Kerzenflamme.
  • Nimm die Sonnenstrahlen auf Deiner Haut wahr.

Falls es Dir anfangs schwerfällt, Deine Gedanken selbst zu lenken, findest Du hier eine geführte Atemmeditation:

Wie bei allem gilt auch bei der Achtsamkeit: darüber zu lesen und es verstehen genügt nicht, wir müssen uns entscheiden, es anzuwenden. Dazu eine kleine Erkenntnis aus der Neurowissenschaft: erst wenn wir etwas mindestens 28 mal ausprobiert haben, können wir entscheiden, ob es uns liegt oder nicht.

Also: Achtsamkeit einfach ausprobieren!

 Und freue Dich schon jetzt auf den nächsten Schmetterling!