„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“. Dieses Zitat stammt von Helmut Schmidt. Allerdings erklärte er später, dass ein Journalist ihn genervt habe und er dies als flapsige Antwort gegeben hatte. 

Bei Wikipedia liest man: „Als Vision (von lateinisch visio „Erscheinung, Anblick“) wird ein subjektives bildhaftes Erleben von etwas sinnlich nicht Wahrnehmbarem bezeichnet, das aber dem Erlebenden – dem Visionär – als real erscheint…“

Visionen, so wie ich sie in meinen Beratungen verstehe und einsetze, sind kraftvolle Zukunftsbilder des Unternehmens. Sie besitzen eine Strahlkraft und Sogwirkung. Dadurch begeistern sie nicht nur den Urheber sondern auch dessen Umfeld. Diese Begeisterung vereint und führt dazu, das der Wunsch entsteht, an der Verwirklichung der Vision teilzuhaben.

Eine Vision unterscheidet sich von einem Ziel zum einen durch den zeitlichen Horizont, der deutlich länger ist. Als auch durch den Grad der Emotionalität, der deutlich höher ist. Den Zusammenhang zwischen Vision und Ziel kann man vielleicht so beschreiben: Die Vision beschreibt die motivationale Komponente, die hinter einem Ziel liegt. Sie drückt aus, warum wir ein bestimmtes Ziel erreichen wollen und ist der Antrieb, um uns auf den Weg zu machen.

Einige Beispiele dazu:

Ziel: Wenn ich groß bin, werde ich Feuerwehrmann.

Vision: Dann bin ich ein Held.

Ziel: Ich will 10 Kilo abnehmen.

Vision: Dann fühle ich mich attraktiver und selbstsicherer.

Ziel: Ich kaufe mir ein Motorrad/ Boot.

Vision: Dann fühle ich mich endlich wieder frei.

Die Frage, wie Sie zu Ihrer Vision gelangen möchte ich hier nicht behandeln, da es den Rahmen sprengen würde. Falls dies für Sie interessant ist, freue ich mich über ein kurzes Feedback.

Lernen Sie jetzt 5 einfache Wege kennen,

wie Sie sich mehr Zeit verschaffen.

Ausgehend von der Vision ist es wichtig eine Strategie abzuleiten, die den Weg beschreibt, wie man zur Vision gelangt. Denn selbstverständlich soll die Vision kein bloßer Traum bleiben, sondern angestrebt werden. Ebenso wichtig ist es jedoch, das gesamte Unternehmen auf diese Vision einzuschwören, um seine Strahlkraft zu entfachen. Und hier liegt meiner Meinung nach der Hund begraben.

Denn nicht selten sehe ich wunderbar ausgearbeitete Visionen in Hochglanzbroschüren oder prunkvollen Rahmen im Empfangsbereich von Unternehmen. Wenn ich dann frage, wie diese umgesetzt wird, blicke ich in fragende Gesichter. Das wäre vielleicht noch verkraftbar. Es kommt jedoch auch vor, dass ich dann hören: „Es wäre schön, wenn das Unternehmen danach handeln würde. Wir merken davon nichts.“ Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn in der Vision die Mitarbeiterorientierung angepriesen wird.

In solchen Fällen ist es also manchmal wirksamer, die Vision gar nicht aufzuhängen, als Enttäuschung zu sähen.

Es stellt sich also die Frage, wie eine Vision ihre Kraft entfalten kann.

Einige Beispiele für inspirierende Visionen:

„Ein Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Zuhause.“ (Microsoft, 1975)

„To make people happy.“ (Disney)

“Stell Dir eine Welt vor, in der jeder einzelne Mensch freien Anteil an der Gesamtheit des Wissens hat.” (Wikipedia, 2010)

 „Sinnvoll für Mensch und Erde.“ (Alnatura)

Auch lesenswert finde ich die Ziele und Werte von Hilti.

Wie sieht eine kraftvolle Vision aus?

Als Beispiel soll John F. Kennedys Vision dienen, die er am 25. Mai 1961 in einer Rede vor dem US-Kongress verkündete: „Ich glaube, dass diese Nation sich dazu verpflichten sollte, noch vor dem Ende dieses Jahrzehnts das Ziel zu erreichen, einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen und ihn dann sicher wieder zur Erde zurückzubringen.“

Kennedys Vision von der ersten bemannten Mondlandung beflügelte Menschen auf der ganzen Welt – und war Teil seiner politische Strategie.

Wie wir alle wissen, hat er dieses unglaubliche Unterfangen realisiert, auch wenn er es nicht mehr erlebt hat.

 

Was bewirkt eine gute Vision?

Zuerst einmal erzeugt sie eine emotionale Verbundenheit bei all denjenigen, die diese teilen. Dies führt zu einer hohen Identifikation und Sinnhaftigkeit. Zudem entwickelt sich daraus eine starke intrinsische Motivation.

Wenn Sie jetzt nicht interessiert sind, weiß ich es auch nicht 😉

Spaß beiseite: Das ist selbstverständlich hoch attraktiv und erstrebenswert. Denn da hört es noch lange nicht auf. Wie John P. Kotter vielfach belegte, vereinfacht eine Vision Entscheidungen, ermutigt Menschen, Schritte in die richtige Richtung zu gehen und hilft, Handeln zu koordinieren.

Eine starke Vision kann also viel leichter dafür sorgen, dass sich viele Menschen in die gleiche Richtung bewegen, als dies jede Arbeitsanweisung, Bonuszahlung o.ä. könnten.

Stellt sich nun die Fragen, was Sie dafür tun müssen.

Wie Sie die Kraft der Vision entfalten

Platt ausgedrückt, muss die Vision an den Mann oder die Frau gebracht werden. Ihr Team muss nicht nur wissen, dass es eine Vision gibt, sondern, es muss sie verinnerlicht haben. Sie muss quasi im Unterbewusstsein eines jeden Teammitglieds verankert werden.

Und falls Sie kein Team haben, gilt dies für Sie selber sowie Ihre Kooperationspartner und Dienstleister.

Einige Wege, wie Sie dies erreichen können:

  • Hängen Sie sich Ihre Vision auf jeden Fall in Ihr eigenes Büro an eine Position, auf die sie häufig blicken.
  • Thematisieren Sie Ihre Vision in jedem Meeting (nicht in epischer Breite, aber stellen Sie einen Bezug her).
  • Lassen Sie sie oder Teile davon in jedes Gespräch einfließen, das Sie mit Ihrem Team oder einem einzelnen Teammitglied führen.
  • Fragen Sie immer wieder, wie eine einzelne Person die Vision deutet und wie sie zu ihr steht.
  • Beziehen Sie sie in jede Entscheidung ein und prüfen Sie, die Entscheidung danach, ob sie auf die Vision einzahlt.
  • Richten Sie Ihr Handeln nach Ihrer Vision aus, d.h. tun und sagen Sie nichts, was der Vision widerspricht.
  • Loben Sie jedes Handeln, das die Vision stützt.
  • Greifen Sie korrigierend ein bei Verhaltensweisen oder Aussagen, die gegen die Vision gerichtet sind.
  • Sammeln Sie Erfolgserlebnisse Ihres Teams, die Schritte in Richtung der Vision darstellen und erzählen Sie oft davon.
  • Leiten Sie mit allen Teams ab, was die Vision in ihrem Bereich konkret bedeutet, wie sie dazu beitragen können und welches konkrete Handeln sich daraus ableitet.
  • Halten Sie die Vision im Fokus.

Aus meiner Sicht ist es zudem wichtig, neben der Vision auch die Unternehmenswerte abzuleiten.

Sie können jedoch noch einen Schritt weiter gehen und Neueinstellungen auf Ihre Vision ausrichten.

Nutzen Sie Ihre Unternehmensvision bei der Auswahl neuer Teammitglieder.

Hierzu verknüpfen Sie Ihre Vision mit Ihrer Ausschreibung. Anschließend leiten Sie Fragen ab, die Bezug zu Ihrer Vision haben und nutzen diese im Vorstellungsgespräch. Als Beispiel können Sie Ihre Vision oder einen Teil davon vorstellen und fragen, wie die Person dazu steht. Sie können auch fragen, welche Werte die Person im Hinblick auf die Arbeit für wichtig erachtet. Alle Antworten können Sie mit Ihrer Vision und den Unternehmenswerten abgleichen. Stellen Sie nur jemanden ein, der Ihre Vision stützt. Auf diese Weise ersparen Sie sich viel Ärger.

Noch eine Anmerkung zum Schluss: Auch, wenn ich es in der Headline etwas ketzerisch geschrieben habe, ist es natürlich erlaubt, Ihre Vision an die Wand zu hängen. Es  sollte nur nicht die einzige Maßnahme bleiben.