Eine Deadline für ein Projekt ist fällig, ein Teammitglied ist krank, ein Kunde braucht kurzfristig Unterstützung —für viele Selbstständige hat das Tagesgeschäft Vorrang. Zeit, sich über strategische Fragen Gedanken zu machen, bleibt kaum. Das kann jedoch fatale Folgen haben. Denn der Ansatz „Das mache ich, wenn ich mal Zeit habe“ kostet Unternehmen täglich nicht nur Geld, sondern kann sie auch schnell ins Abseits befördern.

Lesen Sie im Folgenden, mit welchen fünf psychologischen Ansätzen Selbständige ihre Arbeitszeit effektiv nutzen können und wie Sie damit gezielt Raum für die eigene Ausrichtung schaffen.

1.   Wirken Sie Ihrer Aufschieberitis mit Routinen entgegen

Das Problem bei strategischen Themen: Es fehlt das Dringlichkeitsgefühl. Dies führt dazu, dass Unternehmer und Selbstständige diese Aufgaben aufschieben, wenn im Tagesgeschäft etwas dazwischen kommt. Und: Es kommt immer etwas dazwischen.

Durchbrechen Sie also Ihre Aufschieberitis und überlisten Sie sich selber!

Das schaffen Sie, indem Sie eine Gewohnheit etablieren. Denn Gewohnheiten haben den unschlagbaren Vorteil, dass Sie nicht darüber nachdenken müssen, ob Sie etwas tun oder nicht. Sie tun es einfach. Gewohnheiten laufen in Gehirnbereichen ab, die mit einem Autopiloten vergleichbar sind. Sind sie erst einmal integriert, müssen Sie keine Willensanstrengung vornehmen, um die Gewohnheit umzusetzen.

Das ist wie beim Zähneputzen. Egal wie müde Sie sind, ohne die Zähne zu putzen, gehen Sie nicht schlafen.

Wie etablieren Sie nun eine Gewohnheit?

Eine Gewohnheit entwickelt sich, wenn Sie etwas immer wieder tun. Es geht also darum, die gleiche Tätigkeit immer und immer zu wiederholen.

Dies gelingt leichter, wenn die Hürde nicht zu hoch ist. Darum hat es sich bei strategischen Themen bewährt, die Zeiteinheit eher kurz zu halten, bei 60 bis 90 Minuten. Legen Sie für diese Aufgabe einen oder mehrere wiederkehrenden Termine im Kalender fest. Idealerweise an gleichen Tagen und zu gleichen Uhrzeiten. Achten Sie darauf, dass Sie diese Termine besonders in den ersten vier Wochen konsequent umsetzen. Dann sind Sie in einem Rhythmus angekommen, der sich bereits gefestigt hat. Nach ungefähr drei bis sechs Monaten haben Sie dann eine Gewohnheit gebildet.

2.   Zünden Sie Produktivitätsbooster Nummer 1 und verschaffen Sie sich störungsfreie Zeiten

Sobald Sie Ihre regelmäßigen Zeitfenster einhalten, werden Sie feststellen, dass Sie mit Ihren strategischen Themen stetig vorankommen.

Diesen Effekt können Sie noch erhöhen, indem Sie Rahmenbedingungen schaffen, unter denen Ihr Gehirn Höchstleitungen erbringt.

Das Gehirn ist nach wie vor der künstlichen Intelligenz überlegen, wenn es darum geht, Verknüpfungen herzustellen und Pläne zu erstellen. Jedoch ist es für unsere moderne, digitale Arbeitswelt nicht geschaffen.

Ständige Ablenkungen durch Handyklingeln, Whats-App-Nachrichten oder dem E-Mail-Ping stören Ihre Konzentration. Daraufhin müssen Sie sich immer wieder neu eindenken. Das kosten wertvolle Zeit. Erhöhen Sie Ihre Produktivität, indem Sie sich während Ihrer strategischen Zeiten vor Störungen und Unterbrechungen abschotten. Schließen Sie Ihr E-Mailprogramm, stellen Sie Ihr Handy lautlos und drehen Sie es um, leiten Sie Ihr Telefon auf die Mailbox oder Ihr Team weiter. Sorgen Sie dafür, dass Sie mit höchstem Fokus und voller Konzentration dabei sind und Sie werden feststellen, wie viel mehr Sie schaffen.

3.  Gehen Sie Ihre Themen strategisch an, zum Beispiel mithilfe einer Mindmap

„Wenn ich acht Stunden Zeit hätte, um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen.“ Dieses Zitat von Abraham Lincoln ist aktueller denn je. Es geht darum, Ihre Zeit zielgerichtet einzusetzen und den größten Hebel zu finden.

Vielfach neigen wir jedoch dazu, vorschnell ins Handeln überzugehen. Nehmen Sie sich die Zeit für eine gute Planung, schärfen Sie Ihre Säge und gehen Sie erst dann in die Umsetzung. Andernfalls drohen Sie, sich zu verzetteln und sich ständig vom Weg abbringen zu lassen.

Strategisches Vorgehen ist das Gegenteil von Schnellschüssen. Es geht darum, von einem übergeordneten klar definierten Ziel, konkrete Maßnahmen abzuleiten. Eine Strategie soll helfen, Entscheidungen schneller zu fällen, indem sie folgende Frage beantwortet: Zahlt diese Maßnahme oder diese Möglichkeit, die sich gerade auftut, in mein übergeordnetes Ziel ein oder nicht. Tut sie es nicht, können Sie die Idee, das Angebot oder die Anfrage verwerfen.

Ein wunderbares Hilfsmittel, was Ihnen sowohl schnell einen Überblick verschafft, als auch eine Orientierung für die Strategieentwicklung gibt, ist eine Mindmap.

Schreiben Sie dafür die Frage oder das strategische Thema in die Mitte. Gruppieren Sie dann alle Unterthemen darum herum und gehen Sie von den Unterthemen in die nächste Gliederungs- beziehungsweise Planungstiefe. Schreiben Sie einfach alles auf, was Ihnen zu den Unterthemen einfällt.

4.  Zünden Sie Ihren Produktionsbooster Nummer 2 und bauen Sie Gedankenbrücken

Ihr Gehirn hat einen weiteren Nachteil gegenüber einem Computer, nämlich dann, wenn Sie sich mit komplexen Sachverhalten beschäftigen. Es benötigt eine gewisse Eindenkzeit, um wieder an den letzten Punkt anzuknüpfen. Der Cursor bei einem Worddokument blinkt immer noch an der gleichen Stelle, wenn Sie das Dokument geschlossen und dann wieder geöffnet haben. Das kann Ihr Gehirn nicht. Sie können diese Zeit jedoch mit einem kleinen Kniff enorm verkürzen.

Wenn Sie Ihre Aufgabe für den Tag beenden, notieren Sie sich den konkreten nächsten Schritt. Halten Sie ihn aber so fest, dass Sie auch nach einer Woche oder einem Monat noch genau wissen, was Sie als nächstes tun wollten. Auf diese Weise können Sie sehr schnell wieder andocken und loslegen, ohne lange überlegen zu müssen, wie das noch mal war und was Sie jetzt eigentlich tun müssen.

5.  Überwinden Sie Motivationslöcher mit einem strahlenden Ziel

Zugegeben, manchmal ist es trotz Zeit, Ruhe und Fokus schwer, sich aufzuraffen und zu tun, was notwendig ist, um das eigene Unternehmen weiterzuentwickeln und voranzubringen. Strategisch zu arbeiten, erfordert mehr Energie in Form von Glukose als das Tagesgeschäft, weil Routineaufgaben in einem Gehirnbereich ablaufen, der im Modus Autopilot abläuft. Strategisches Denken und Planen erfordert hingegen bewusstes Denken. Deswegen ist es anstrengender. Und wenn Sie einen Hänger haben, viel Stress oder einfach mal nicht so gut drauf sind, ist es umso schwerer, sich komplexen Aufgaben zu widmen.

Sofern Sie merken, dass Sie sich schwertun, strategisch zu arbeiten, prüfen Sie deswegen:

  •     Ist es eine Ausrede?

oder

  •     Macht es gerade wirklich keinen Sinn, weil die Konzentration fehlt?

Sollte es eine Ausrede sein, dann können Sie sich mit Willenskraft ans Werk machen. Ein bisschen leichter geht es, wenn Sie Ihr Motivationszentrum im Gehirn aktivieren.

Was ist dazu nötig?

Sie aktivieren Ihr Motivations- oder Belohnungszentrum, indem Sie sich Ihre ferne Belohnung, nämlich die Erreichung Ihres Unternehmensziels, in die Gegenwart holen. Warum haben Sie Ihr Unternehmen gegründet? Was ist Ihre Vision? Laden Sie dazu Ihr Ziel emotional auf. Malen Sie es sich in den buntesten Farben aus. Wie wird es sich anfühlen, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben?

Die strategische Aufgabe, die gerade vor Ihnen liegt, ist unsexy. Das Fernziel, was Sie mit Ihrem Unternehmen erreichen wollen, ist es nicht. Dieses Fernziel sollten Sie sich immer wieder vor Augen führen. Denn das ist letztendlich der Kern Ihrer Motivation, das weswegen Sie das alles machen, Ihr Warum.

Diese Weisheit kannte bereits Friedrich Nietzsche als auch Viktor Frankl. Letzterer forscht zu der Frage, wie Sinnerfüllung auch trotz schwerer Schicksalsschläge erreichbar ist und prägte den Satz: „Wer ein starkes WARUM zum Leben hat, erträgt fast jedes WIE.“ Machen Sie sich also in Motivationstiefs bewusst, warum Sie das tun, was Sie tun und welchen Beitrag die aktuelle Aufgabe dazu leistet.

FAZIT:

Um das eigene Unternehmen langfristig zum Erfolg zu führen, ist es unabdingbar, sich mit den strategischen Themen zu beschäftigen. Der Ansatz „Das mache ich, wenn ich Zeit dazu habe“ ist keine Option.

Machen Sie sich Ihre strategischen Themen zur Gewohnheit, die ebenso selbstverständlich ist wie Zähneputzen und halten Sie Ihr Ziel lebendig. Schotten Sie sich ab und widmen Sie sich den Themen mit voller Konzentration und auf strategische Weise. Dann benötigen Sie lediglich ein paar kurze Zeiteinheiten pro Woche, um ihr Unternehmen in die richtige Richtung zu entwickeln.

Sie wünschen sich Unterstützung bei der konsequenten Umsetzung von strategischen Themen?

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