Nachdem über den Sommer eine deutliche Entspannung eingetreten war, hat das Thema Corona uns nun wieder fest im Griff. Überall sind Anspannung, Frust und Sorge wahrnehmbar. Und nach wie vor ist unklar, wann die Situation soweit im Griff ist, dass man sagen kann: „Wir haben das Gröbste hinter uns.“.
Insgesamt führen sowohl bewusst wahrgenommener Ärger, Angst und Existenzsorgen als auch die unterbewusste Auseinandersetzung mit der Situation zur Belastung unserer Psyche.
Deswegen möchte ich Ihnen in diesem Blogartikel einige Übungen und Techniken aufzeigen, die Sie dabei unterstützen können, Ihre Sorgen in den Griff zu bekommen und zuversichtlich zu bleiben.
Die Gedanken beruhigen
Normalerweise würde ich Ihnen für diesen Wunsch Meditation empfehlen. Denn es ist eine der wirkungsvollsten Methoden, um Ihre Gedanken zu lenken. Jedoch funktioniert es in akuten Situationen nur, wenn Sie es vorher geübt haben. Wenn Sie also aktuell mit Ihren Gedanken kämpfen, ist dies vielleicht nicht der Zeitpunkt, um mit dem Meditieren zu beginnen.
Jedoch halte ich regelmäßige Mediation grundsätzlich für eine wirkungsvolle Methode, um u.a. die Konzentration zu stärken, das Abschalten zu trainieren, den Schlaf zu verbessern und insgesamt die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden zu verbessern.
Schauen wir uns also Alternativen an, wie Sie Ihre Gedanken in den Griff bekommen können.
1. Ablenken
Ablenkung hilft, belastendes Gedankenkreisen zum Stoppen zu bringen. Es ist jedoch lediglich eine kurzfristigen Hilfe. Durch Ablenkung bewältigen Sie die Situation nicht. Dennoch kann es Erleichterung verschaffen und das ist momentan vielleicht schon hilfreich.
Zum Ablenken eignet sich alles, womit Sie Ihre Gedanken auf etwas anderes bringen können. Dies kann z.B. fernsehen, lesen, Sport treiben, mit den Kindern spielen, kochen uvm. sein.
2. Gedanken-Stopp-Technik
Dies ist eine etwas rabiatere Methode, die bei ansteigender Panik und starkem Stress hilft, die abdriftenden Gedanken zu unterbrechen. Nehmen Sie dazu ein handelsübliches Haushaltsgummiband und streifen Sie dieses um Ihr Handgelenk. Es sollte nicht einschnüren.
Sobald Sie wahrnehmen, dass Ihre Gedanken Fahrt aufnehmen und sich zu Sorgen verdichten, lassen Sie das Gummi flutschen. Ja, es soll ein wenig Zwicken, Sie aber selbstverständlich nicht verletzen.
Durch den Reiz hören Ihre Gedanken reflexartig auf. Nun benötigen Sie ein Mantra o.ä., um Ihre Gedanken umzulenken. Dies kann sowas sein wie: „Ich/ wir haben schon vieles überstanden, ich/ wir werden auch das schaffen!“ oder: „Die Situation ist scheiße, aber ich kann sie nicht ändern, deswegen konzentriere ich mich jetzt auf…“.
3. Fokus auf Ihren Einflussbereich
Das Modell der Einflussbereiche wurde von Stephen R. Covey entwickelt und besagt, dass die Konzentration auf Dinge, die wir nicht verändern können, unser Sichtfeld immer weiter einschränkt, zu Frust und Demotivation führt.
Um dem entgegenzuwirken hilft es, sich zu fragen, welchen Aspekt Sie denn beeinflussen können? Was liegt momentan in Ihrem Einflussbereich? Wie können Sie die Situation angenehmer gestalten? Was können Sie für Ihr Unternehmen und für sich selbst gerade tun? Worum wollten Sie sich schon immer mal kümmern? Was wollten Sie schon immer angehen?
Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit um und gewinnen Sie Kontrolle und Gestaltungsspielraum zurück.
Zuversichtlich bleiben
Um zuversichtlich und damit auch ruhig zu bleiben hilft, unsere Resilienz zu stärken. Hier möchte ich 5 Denkanstöße geben, die in einer Krise helfen:
1. Das große Ganze im Blick behalten
In Krisenzeiten ist es eine ganz natürliche Folge, dass sich unser Blickfeld verengt und wir uns auf die Krise fixieren. Das führt, wie bereits oben gesehen, zu einem Gefühl von Ohnmacht und Frust.
Wir können dem entgegenwirken, indem wir das große Ganze im Blick halten.
Ja, die Situation bedeutet für viel Menschen und Unternehmen ernsthafte Probleme und mehr. Wenn Sie sich auf Ihr Unternehmen beziehen, ist es wichtig sich bewusst zu machen, dass Sie sind nicht Ihr Unternehmen sind. Selbst, wenn Sie nicht weiter machen können, verlieren Sie nicht Ihre Identität. Sie behalten alles, was Sie ausmacht.
In den letzten Tage grassierte ein Video durch das Internet, was dieses Prinzip sehr deutlich macht und ich hier gerne teilen möchte:
https://www.youtube.com/watch?v=xfopF_Q2wc0
2. Die Realität akzeptieren
Mir ist bewusst, dass dies wirklich ein dickes Brett ist. Viele haben sich gerade wieder etwas berappelt, sich an die Situation angepasst, unglaublich kreative Lösungen entwickelt und jetzt trifft es uns erneut. ‚Und das soll ich nun einfach so akzeptieren?‘, fragen Sie sich nun vielleicht.
Sicher nicht, Akzeptanz ist alles andere als leicht. Es erfordert Übung. Es kann jedoch viel Druck nehmen und es gibt Ihnen in gewisser Weise Kontrolle zurück. Denn Sie können die Situation nicht beeinflussen, so sehr Sie sich auch darüber aufregen und schimpfen. Sobald Sie sich selber sagen: ‚Ich kann es nicht ändern, also nehme ich es an.‘ haben Sie ein aktive Entscheidung getroffen. Und falls das nach wie vor schwer fällt, denken Sie etwas um die Ecke und sagen sich selber: ‚Ich akzeptiere, dass es mir schwer fällt, das zu akzeptieren.‘
3. Das schlechte Gefühl bleibt nicht für immer
In einer Krise neigen wir dazu zu denken, dass wir uns für immer so fühlen werden, wie jetzt. Das entspricht nicht der Realität und das haben Sie bereits vielfach selber erlebt. Das unangenehme Gefühl wird vorübergehen. Und egal, wie schlecht Sie sich jetzt fühlen, machen Sie sich bewusst, dass dies kein Dauerzustand ist!
Daneben ist es auch wichtig, sich zu gestatten, sich schlecht zu fühlen. Alle Gefühle sind erlaubt und dürfen sein. Denn wenn wir Gefühle überspielen, unterdrücken oder leugnen, lässt es diese nicht verschwinden. Und schlimmer noch, sie werden tiefer verankert, bis sie irgendwann auf ungesunde Weise zum Vorschein kommen.
4. Krisen lassen uns wachsen
Auch dies ist sicher kein leicht zu akzeptierender Gedanken, wenn man mitten in einer Krise steckt. Denn dann wollen wir einfach nur wieder da raus, wollen, dass es vorbei ist und wir wieder weiter machen können.
Jedoch entsteht Wachstum nie aus Situationen, die uns zufriedenstellen, in denen alles gut läuft. Dann sind unsere Entwicklungskompetenzen nicht gefragt.
Vielleicht kann also der Gedanke etwas Trost und Zuversicht spenden, dass Sie sich gerade jetzt entwickeln und wachsen. Vermutlich kennen Sie den Spruch, dass hinterher in jeder noch so unangenehmen Situation etwas Gutes gesteckt hat. Darauf können Sie vertrauen. Und darauf, dass sich alles fügen wird. Sie sind stärker als die Krise.
Dies lässt die Krise nicht verschwinden, es verändert jedoch Ihre Einstellung zu ihr und damit nehmen Sie der Krise Macht. Denn nicht die Ereignisse bestimmen über Ihren Seelenfrieden, sondern Ihre Art, mit ihnen umzugehen.
5. Zusammenhalt stärkt
Es ist ein menschlicher Impuls, sich in schweren Zeiten zurückziehen zu wollen. Damit schützen wir uns. Jedoch ziehen wir uns dadurch oft von den Menschen zurück, die uns helfen können, die Situation leichter erträglich zu machen.
Überwinden Sie Ihren inneren Widerstand und teilen Sie sich mit, egal ob dem Partner, der Familie und Freunden oder Personen, die aktuell in ähnlicher Situation sind, wie Sie.
Erlauben Sie anderen Menschen, für Sie da zu sein. Verbindungen zu anderen Menschen sind viel tiefer, wenn wir auch Sorgen und Verletzlichkeit teilen und nicht nur Siege und Erfolge.
Mir ist bewusst, dass diese Gedanken nicht alles gut machen. Mir spenden Sie jedoch etwas Trost und lassen die Situation leichter aushalten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen von Herzen alles Gute!
Und denken Sie daran: Jeder Tag ist kostbar!